Papst emeritus Benedikt XVI. (1927-2022) verstarb 95-jährig am Morgen des Silvestersamstags um 9.34 Uhr in seiner Residenz, dem Kloster Mater Ecclesiae, in Rom.
Würdigung einer Jahrhundertbiografie
Geboren am 16. April 1927 in Marktl am Inn, ein Bub aus der bayerischen Provinz, ein Mann aus bescheidenen Verhältnissen, wird als 35-Jähriger Inspirator des Konzils, brilliert als Kardinal an der Seite Karol Wojtylas und wird am 19. April 2005 als erster Deutscher seit der Reformation Oberhaupt der katholischen Kirche. „Vom Hitlerjungen zum Papa Ratzi“ titelte eine englische Zeitung nach seiner Wahl; „Wir sind Papst“ eine deutsche. „Deus caritas est, Gott ist die Liebe“, wurde Joseph Ratzinger nicht müde zu verkünden. Mit seinem freien Rücktritt am 28. Februar 2013 veränderte Benedikt XVI. das Papsttum. Er ist mit Coelestin V. (1294) der zweite Papst, der freiwillig vom Petrusamt zurücktrat. Mit dem deutschen Pontifex emeritus endet ein Zeitalter.
In den Enzykliken und Büchern wie „Salz der Erde“, „Einführung in das Christentum“ und „Jesus von Nazareth“ widmete sich Ratzinger mit theologischer Brillanz dem Kampf zwischen Liebe und Hass, Glaube und Vernunft, der Frage nach Gott, der Identität Jesu, der Bedeutung von Gebet, Liturgie und heiliger Kommunion – letztlich danach, wie das Leben des Menschen gut wird und worin seine Zukunft besteht.
Nun ist ein großer Europäer, ein überragender Denker und Kirchenlehrer der Moderne in das Haus seines himmlischen Vaters heimgekehrt. R.I.P. Benedetto!