Magdeburg – Über die Arbeitsbedingungen beim Bau der WM-Stadien in Katar und die diplomatischen Verhandlungen berichteten am 19. September 2022 der Kenianer Malcolm Bidali, der Nepali Krishna Shrestha sowie die nepalesische Abgeordnete Binda Pandey anlässlich der bundesweiten „Speakers Tour: Reclaim the Game. Foulspiel mit System“ der Rosa-Luxemburg-Stiftung.
Tausende Kilometer von ihrem Heimatland entfernt, zusammengepfercht auf engem Raum mit 6-10 Menschen, mangelhafte Hygiene, Schwindel und Erschöpfung, verursacht durch die extreme Hitze bei über 50 Grad Celsius, Diebstahl von persönlichen Wertgegenständen, Konfiszierungen von Pässen, spät gezahlte Gehälter, Inhaftierungen, Deportationen, keine Privatsphäre und wenig Relevanz: Shrestha und Bidali berichteten vom Alltag der Millionen Arbeitsmigranten in Katar. Etwa vierzig Gäste hörten zu. „Jedes einzelne Leben der Arbeitnehmer sei gleich wichtig. Jeder Mensch habe ein Recht mit Würde zu leben“, forderte Shrestha. „Ich danke Gott für Instagram und Twitter“, sagte Bidali, der auf verschiedenen Plattformen u.a. migrantdefenders.org Artikel veröffentlicht und verlinkt. „Ich bin kein Autor, der beruflich schreibt, das sind simple Artikulationen und Eindrücke dessen, was ich sehe und fühle“, meint Bidali.
Binda Pandey, Gewerkschafterin und Abgeordnete im nepalesischen Parlament war bei den Verhandlungen der ILO mit der katarischen Regierung dabei. Sie setzt sich seit Anfang der Neunziger insbesondere für Frauenrechte und die Abschaffung ausbeuterischer Kinderarbeit ein. Um überhaupt im Ausland arbeiten zu können, brauchen ArbeitnehmerInnen aus Indien, Bangladesh oder Nepal ein Arbeitsvisum und eine Arbeitserlaubnis seitens der Regierung. Pandey mahnt, die Rechte der Arbeitnehmer stärker zu respektieren. Die Erwartungen an die Verbände wie die FIFA, die Regierungen, die ILO und NGOs bei internationalen Sportereignissen sind hoch. Werden Menschenrechte umgesetzt? Welche Verbesserungen können bei zukünftigen Sportereignissen erreicht und errungen werden? Und schauen sich Bidali und Shrestha überhaupt die WM-Spiele an, wenn das Erklingen der Nationalhymnen und die Stadien in ihnen möglicherweise andere Erinnerungen wecken, das waren die Fragen der anwesenden Gäste an dem Abend im regnerischen Magdeburg. „Ich bin ein Fußballfan und ich genieße es, Fußball zu schauen. Aber das ist die menschliche sentimentale Perspektive“, sagte Shrestha. Auf seine rhetorische Gegenfrage, ob man die Community der Arbeitsmigranten unterstützt, indem man es vermeidet Fußball zu schauen, antwortete er: „Ich möchte weder zum Boykott aufrufen noch manipulieren“. Bidali fügte hinzu, dass er kein großer Fußball-Fan sei. Ob er die Länderspiele des World Cup schaue, sei abhängig davon, welches Team spielt. /bwi
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Magdeburg/Arnsberg – Moderne Sklaverei ist ein dreckiges Geschäft! Um auf dieses Problem, von dem weltweit etwa 40 Millionen Menschen betroffen sind, aufmerksam zu machen, veranstaltete International Justice Mission Deutschland am Samstag, den 18. Juni 2022 einen sogenannten „MUDRAISE“, einen Matsch-Hindernis-Lauf. Für IJM Magdeburg gingen Rieke und Kristin im nordrhein-westfälischen Arnsberg an den Start. Sie sammelten damit Spenden, mit denen IJM moderne Sklaverei nachhaltig bekämpft. Der Mudraise bedeutete für Rieke und Kristin 12 Kilometer, 20 Hindernisse, viel Matsch und Schlamm. „Ich bin nicht gerade sehr lässig, wenn es darum geht, Schlamm in die Augen zu bekommen. Aber das ist lächerlich im Vergleich zu dem, was über 40 Millionen Menschen in Sklaverei heute auf der ganzen Welt durchmachen müssen“, findet Rieke. Sie möchte mit dem Lauf ein symbolisches Zeichen setzen.
International Justice Mission (IJM) ist eine weltweit agierende Menschenrechtsorganisation, die gemeinsam mit Regierungen und lokalen Behörden Rechtssysteme verbessert, um Gewalt gegen Menschen in Armut zu bekämpfen und ihren Schutz zu garantieren. Ein besonderer Fokus liegt auf der Abschaffung von Sklaverei und Menschenhandel. Weltweit arbeitet IJM an 30 Standorten in 22 Ländern mit über 1000 Mitarbeitenden. In 21 Projektbüros in 14 Ländern setzen sich IJM Teams zusammen mit lokalen Regierungen und Partnern gegen konkrete Menschenrechtsverletzungen ein:
Sklaverei (Arbeitssklaverei und sexuelle Ausbeutung),
Gewalt gegen Kinder und Frauen sowie
polizeilicher Machtmissbrauch.
Etwa 95 Prozent der Mitarbeitenden stammen aus den jeweiligen Ländern, in denen IJM aktiv ist. Die Arbeit von IJM trägt zur Erreichung der Nachhaltigen Entwicklungsziele (5 Geschlechtergerechtigkeit, 8.7 Abschaffung Sklaverei, 16 Rechtssysteme stärken) bei, die von den Vereinten Nationen formuliert wurden.
„Leitend für die weltweite Arbeit von IJM und in Deutschland ist unser christliches Werteverständnis. Wir glauben, dass jeder Mensch eine gottgegebene Würde besitzt und in Freiheit geschaffen wurde. Deshalb setzen wir uns für den Schutz und die grundlegenden Rechte von Menschen in Armut ein.“
IJM Deutschland – Anwalt für die Freiheit